Wie das spirituelle Vielleicht echte Entwicklung sabotiert
Es gibt eine besondere Art der Unverbindlichkeit, die auf den ersten Blick harmlos wirkt.
Oft sogar wohlklingend.
Sie spricht in leisen Tönen.
Sie tarnt sich als Reflektiertheit, als Spiritualität, als Suchbewegung.
Und doch ist sie in Wahrheit ein stiller Saboteur.
Ich nenne sie:
Das Vielleicht in spirituellem Gewand.
Vielleicht als Lebensprinzip
Vielleicht.
Später.
Mal sehen.
Diese Worte begegnen mir häufig in meiner Arbeit mit Menschen, die sich auf den Weg machen wollen.
Oft klug, feinfühlig, reflektiert.
Oft an einem Wendepunkt.
Doch irgendetwas bleibt diffus.
Kein klares Ja.
Aber auch kein Nein.
Dazwischen: ein seelischer Nebel.
„Ich will erst nochmal hineinspüren.“
„Ich warte auf ein Zeichen.“
„Gerade ist so viel los – ich komme sicher bald auf dich zu.“
Was sich sanft und offen anhört, ist oft nichts anderes als ein inneres Standby.
Der Motor läuft, aber keiner fährt los.
Spirituelle Kosmetik statt echter Wandlung
Besonders tückisch wird es, wenn sich diese Haltung mit spiritueller Sprache verbündet:
Menschen, die plötzlich Vorträge von Dieter Lange, Eckhart Tolle oder Creator-TV verschlingen.
Die große Fragen stellen:
Was ist meine Bestimmung?
Was hat die Welt davon, dass ich lebe?
Was ist der Sinn meines Weges?
Klingt tief, klingt wach, klingt nach innerer Arbeit.
Aber in Wirklichkeit wird da oft ein ganzes Leben umschifft.
Denn bevor es um Lebenssinn geht,
müsste es vielleicht erst mal um Verantwortung gehen.
Um den Mut, eine klare Entscheidung zu treffen.
Um ein echtes Ziel – nicht eins für die nächsten 10 Jahre, sondern vielleicht nur für nächste Woche.
Die Dynamik dahinter: Ein übersprungenes Entwicklungsfeld
Viele dieser Menschen kommen aus blauen Lebensstrukturen (im Sinne von Spiral Dynamics):
Geprägt von Pflicht, Moral, Ordnung, Sicherheit.
Sie haben gelernt zu funktionieren.
Sie haben gelernt, Erwartungen zu erfüllen.
Wenn dann eine Krise kommt – Burnout, Krankheit, Trennung –
brechen diese Strukturen zusammen.
Und es entsteht eine Lücke:
Das alte Leben funktioniert nicht mehr.
Aber ein neues, bewusst gewähltes Leben ist noch nicht in Sicht.
Und genau hier setzt das spirituelle Vielleicht ein.
Es gibt Halt – ohne Konsequenz.
Tiefe – ohne Verbindlichkeit.
Bedeutung – ohne Verantwortung.
Und es verhindert genau das, was jetzt gebraucht wäre:
Den Schritt durch Orange.
Durch das Feld der Selbstermächtigung, des Wollens, der Zielorientierung.
Stattdessen wird Orange einfach übersprungen.
Und Grün wird zur Tarnung für Ohnmacht.
Die Tarnung: „Es geht mir doch um mehr im Leben.“
Vielleicht kennst du diese Sätze:
„Ich will nicht in dieses Leistungsdenken zurück.“
„Geld, Haus, Status – das ist doch alles nicht wichtig.“
„Ich will etwas Sinnvolles tun.“
Doch unter dieser Ablehnung liegt oft kein wirklich gelebter Wert,
sondern eine tiefe Überforderung mit der eigenen Gestaltungskraft.
Denn wer nie gelernt hat zu wollen,
der wird auch kein Ziel formulieren können.
Warum das für Gruppen brandgefährlich ist
Das spirituelle Vielleicht wirkt nicht nur individuell.
Es hat soziale Folgen.
Ich habe erlebt, wie solche Menschen Gruppen unterwandern.
Unbewusst. Nicht aus Böswilligkeit.
Aber sie bringen ein Feld von Unklarheit mit –
sie infizieren Energie, verschieben Fokus, lähmen Prozesse.
Sie sagen nie wirklich Ja –
aber sie sind auch nicht raus.
Und irgendwann tanzt die ganze Gruppe nach einem Takt,
der nie bewusst gewählt wurde.
Woran du spirituelles Gaslighting erkennst
-
Es wirkt vordergründig achtsam, ist aber ausweichend.
-
Es vermeidet Entscheidungen und nennt das „offen bleiben“.
-
Es äußert Kritik, aber ohne jemals klar zu stehen.
-
Es nutzt Spiritualität als Ausrede statt als Ressource.
-
Es will Veränderung, aber ohne Risiko.
Was stattdessen nötig ist:
🖤 Den Mut, ein Ziel zu formulieren – auch wenn es klein ist.
🖤 Den Willen, zu sagen: „Ja, das will ich. Und dafür gehe ich los.“
🖤 Die Fähigkeit, Klarheit vor Komfort zu stellen.
🖤 Die Reife, Verantwortung zu übernehmen – auch für unklare Gefühle.
🖤 Und manchmal: den ehrlichen Satz „Ich bin noch nicht so weit.“
Für alle Leitwölfinnen:
Wenn du Gruppen hältst. Wenn du mit Menschen arbeitest.
Wenn du spürst, dass dich diese Dynamik betrifft:
Dann ist es Zeit für deinen Commitment-Radar.
Für deinen inneren Kompass.
Für die Fähigkeit, den Nebel zu durchschauen, bevor er die Energie deiner Arbeit frisst.
Ich arbeite gerade an einem Mini-Fragebogen,
den du in deinen Vorgesprächen nutzen kannst –
und einer Checkliste für dein Bauchgefühl.
Wenn du sie möchtest – trag dich in den Newsletter ein.
Oder schreib mir einfach.
Denn echte Verbindung braucht klare Grenzen.
Und manchmal heißt wahre Liebe: Nein.
Mit Klarheit und Herz,
🖤 Alexandra

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