Es ist an der Zeit, Fülle neu zu denken.
Nicht als Kontostand. Nicht als Machtposition. Nicht als äußere Bestätigung.
Sondern als das, was entsteht, wenn wir führen aus einem Ort innerer Verbundenheit – mit dem Leben, mit dem Ganzen, mit dem Wesenskern unseres Daseins. Diese Form von Fülle ist kein Besitz, sondern eine Qualität des Seins. Sie entsteht dort, wo wir im Einklang wirken – nicht im Wettkampf. Wo wir als Holon handeln – nicht als Haufen.
Kathedralen, Holons und der Archetyp der Großen Mutter
Vor Jahrhunderten wurden in Europa Kathedralen errichtet, deren Wirkung noch heute spürbar ist. Finanziell, kulturell, spirituell. Sie sind Ausdruck einer kollektiven Vision. Gebaut nicht für den schnellen Gewinn – sondern für Jahrhunderte. Eine Investition in Sinn, in Transzendenz, in Gemeinschaft.
Wie Bernard Lietaer schrieb, geschah dies in einer Epoche, die wir gerne „dunkel“ nennen – und die in Wahrheit voller Licht war. Eine Zeit, in der der Archetyp der Großen Mutter noch nicht verdrängt war. In der Geben und Empfangen, Zeit und Ewigkeit, Wirtschaft und Weisheit noch nicht getrennt waren.
Die Kathedrale war kein Projekt – sie war ein Holon: ein Ganzes, das Teil eines größeren Ganzen ist. Eingebettet in ein Netzwerk von Bedeutung, Sinnerleben und tiefer Hingabe.
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Von Haufen zu Holons: Türkis führt anders
In der Sprache von Spiral Dynamics bewegen wir uns mit dem türkisfarbenen Bewusstseinsfeld in ein neues Verständnis von Führung. Nicht mehr linear, nicht mehr hierarchisch, nicht mehr kontrollierend. Sondern eingebettet, systemisch, weise.
Türkise Führung denkt in Holons. Sie erkennt Muster. Sie hört auf den Ruf des Ganzen – nicht auf das Ego des Einzelnen. Sie erschafft Räume, in denen kollektive Intelligenz und spirituelle Tiefe sich begegnen.
In einer Zeit, die von BANI geprägt ist – brüchig, angsteinflößend, nicht-linear, unverständlich – braucht es genau das: eine Rückverbindung an das, was trägt, wenn alles wankt.
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Spirituelle Intelligenz ist kein Glaubenssystem – sondern ein Orientierungsraum
Viele Menschen stolpern über den Begriff Spirituelle Intelligenz (SQ). Vielleicht, weil sie ihn mit Religion verwechseln. Vielleicht, weil er zu groß klingt. Vielleicht, weil unsere westliche Welt ihn zu lange verdrängt hat.
Doch SQ ist nichts Esoterisches. Sie ist die Fähigkeit, sich verbunden zu fühlen mit etwas, das größer ist als das eigene Ich – und daraus heraus sinnvoll zu handeln. Sie ist gelebte Sinnkompetenz. Orientierungsfähigkeit in komplexen Zeiten. Und der Schlüssel zu einer Form von Fülle, die Bestand hat.
Lietaer, Wilber, Zohar – sie alle haben in verschiedenen Formen darauf hingewiesen: Systeme ohne spirituelle Intelligenz kollabieren an ihrer inneren Leere. Und Systeme mit SQ – seien es Kathedralen, Organisationen oder Gesellschaften – tragen Früchte weit über ihre Gründergeneration hinaus.
Was bedeutet das für uns – als Frauen, als Führende, als Architektinnen der Zukunft?
Es bedeutet, dass wir aufhören dürfen, nur in Zahlen, Leistung und Ergebnissen zu denken. Dass wir wieder lauschen lernen auf die Stimme der Großen Mutter in uns – der Archetypin der nährenden, schöpfenden, gebärenden Kraft.
Führung im türkisfarbenen Feld ist kein Machtspiel. Sie ist ein Dienst an etwas Größerem. Und sie bringt Fülle zurück – nicht als Verdienst, sondern als natürliche Folge gelebter Integrität.
Oder wie ich es einmal sagte:
„Wer das Weibliche unterdrückt, unterdrückt Fülle – und den Geldfluss.“
Und ja, auch Saudi-Arabien hat Reichtum – aber keinen Geldfluss aus innerer Kohärenz. Der Mangel an Gleichgewicht zwischen männlichem und weiblichem Prinzip erzeugt dort – wie überall – Systeme, die auf Dauer nicht tragfähig sind. Wahre Fülle braucht Balance. Und Balance braucht spirituelle Tiefe.
Die Zukunft gehört den Kathedralen – nicht den Haufen
Es liegt an uns, welche Architektur wir wählen:
Die flüchtige Ansammlung von Ressourcen – oder das verwobene, weise Holon.
Das kurzfristige Projekt – oder das überzeitliche Werk.
Den Lärm des Ichs – oder die Stimme des Ganzen.
Wenn wir wieder führen aus Türkis, führen wir zurück in die Fülle.
Nicht als Ideal. Sondern als gelebte Realität.
Jetzt ist die Zeit, Kathedralen zu bauen.
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